Ein Wunder ist's, wie das geschieht -
Ökumenetag Thüringen 2023

Die Taufe mit Wasser verbindet die christlichen Kirchen. Was geschieht bei dieser heiligen Handlung? Welchen Stellenwert hat die Taufe in den verschiedenen Konfessionen? Wie sehen wir die Taufen bei den „Anderen“? Was geschieht mit dem Täufling? Welche Verantwortung gehen die Paten ein? Obwohl in dieser einen Taufe verbunden, gibt es Unterschiede in liturgischen oder kirchenrechtlichen Fragen zwischen den in der ACK vereinten Mitgliedskirchen und Religionsgemeinschaften. Beim Ökumenetag Thüringen im Jahr 2023 konnten viele diese Fragen eine Antwort finden.     

In einem gemeinsam gesungenen Lied heißt es: „…ein Wunder ist´s, wie das geschieht“. Aus der Einladung  zu diesem Ökumenetag, der im Gemeinderaum der Erfurter St.-Wigbert-Kirche stattfand, ging schon hervor, dass die Heilige Wassertaufe – in den meisten Konfessionen als Taufe bezeichnet - uns Christen verbindet, es dennoch Unterschiede gibt. Dies betonte Kirchenrätin Charlotte Weber bei der Andacht als Auftakt zum Ökumenetag Thüringen 2023. Ein gemeinsames Bekenntnis zum Gotteswirken beim Taufakt, einer Bibellesung und musikalischem Gotteslob verhalf zu einer emotionalen Einstimmung auf das, was an diesem Tag noch folgen sollte. Das Organisationsteam dieses Tages bestand aus Kirchenrätin Charlotte Weber (Ev. Kirche Mitteldeutschland, Geschäftsführerin der ACK Thüringen), Claudia Rimestad (Kath. Kirche, Gemeindereferentin im Bistum Erfurt), Pfarrer i.R. Christian Theile (Herrnhuter Brüdergemeinde) und  Apostel i.R. Rolf Wosnitzka (Neuapostolische Kirche Nord-und Ostdeutschland, Arbeitsbereich Süd).

In den kurzen Impulsvorträgen erfuhren die Teilnehmer, welche Rituale, theologischen Hintergründe, Bedingungen usw. an eine wirksame Taufe in den verschiedenen Konfessionen gebunden sind.

Gemeindereferentin Claudia Rimestad von der Katholischen Kirche verwies dabei, dass die Taufe eine Aufnahme zu den Heiligen ist, ähnlich wie in der Orthodoxie. An Beispielen erläuterte sie die Bedeutung der Taufkerze, des weißen Taufkleides, des Bibelspruches, den Akt der Benetzung des Täuflings mit Wasser oder das Berühren der Ohren, Nase, Mund usw. mit Öl als Zeichen der Würde. Ein Tauflied beschließt die Spendung dieses Sakramentes. Vorwiegend wird die Kindestaufe praktiziert, wonach die Taufpaten- der erste muss dabei katholisch sein- Verantwortung für den Glauben des Kindes mittragen. Die Spendung Heiligen Geistes erfolgt bei der Firmung.

Hans Martin, der ACK-Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland ist, erläuterte einige Gemeinsamkeiten mit der katholischen Kindestaufe. Hier wird zudem ein dreiteiliges Gebetsritual praktiziert, welches aus dem Dank unmittelbar nach der Geburt, dem Reinigungsgebet nach 8 Tagen und der Zuordnung zu einem Heiligennamen am 40. Tag besteht. Mit der einhergehenden Salbung mit Myronöl als Zeichen der Taufe mit dem Heiligen Geist erfolgt hier die Aufnahme in die Kirche und der Zugang zu allen weiteren Sakramenten. In der Orthodoxie wird das Taufbad praktiziert und ein Taufkreuz überreicht. Die Paten müssen orthodox sein. Taufen anderer Konfessionen werden anerkannt, wobei eine Firmung noch folgen muss.    

Christian Theile hat als Vertreter der evangelischen Konfessionsfamilie betont, dass die Taufe eines der beiden Sakramente, und auch hier das Zeichen der Aufnahme und Zugehörigkeit zur Kirche ist. Die Kindestaufe ist der Normalfall, jedoch keine Verpflichtung und ist Zusage der Liebe und Gnade Gottes. Paten müssen selbst getauft und konfirmiert sein, bürgen für den Glauben des Täuflings und müssen aus den ACK-zugehörigen Konfessionen stammen. Einer von ihnen muss evangelisch sein. Das Patenamt endet mit der Konfirmation. Getauft wird mit einigen Tropfen Wasser und der übergebene Bibelvers gilt für das gesamte persönliche Leben. Die Spendung des Heiligen Geistes geht mit dieser Taufe einher.    

Apostel Ralph Wittich, Neuapostolische Kirche, betonte in seinen Worten den trinitarischen Ritus und die zweigliedrige Taufe. Das heißt: Die Heilige Wassertaufe und die Heilige Versiegelung (Geistestaufe) sind zwei unterschiedliche Sakramente. Die Taufe mit Wasser, wobei mit einigen Tropfen Wasser drei Mal ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet wird, ist in der NAK in letzter Zeit besonders aufgewertet worden. Das neue Taufverständnis ist im 2012 erschienenen Katechismus dokumentiert. Die Taufe hebt die durch Sünde entstandene Gottferne auf und fügt den Täufling in den Leib Christ, seine Kirche, ein. In der NAK gibt es keine Taufpaten, vielmehr fungiert als solche die gesamte Gemeinde.

Peter Kressin, Pastor im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, konnte viele Inhalte der Vorredner bestätigen. Er betonte jedoch, dass bei ihnen die Taufe nur wirksam ist, wenn sie mit einen tiefen Christusglauben, einem Bekenntnis zu ihm und der Nachfolge verbunden ist. Der Glaube ist also Maßstab. Die Durchführung der Taufe ist dabei nicht an eine Amtsperson gebunden. 

Die zahlreichen Zwischenfragen wurden beantwortet, auch solche zur Not-Taufe oder zur Konditional-Taufe bzw. der gegenseitigen Anerkennung der Taufen. Nach einer Pause mit vielen Gesprächen folgte eine Agape-Feier, das gemeinsame Mittagsmahl, verbunden mit Bibellesungen und Gesang. Licht, Dank, Segenswünsche und anderes mehr wurde ebenso geteilt wie das Brot.

Vor dem abschließenden Segensgebet von Charlotte Weber, dem Lied: “Bewahre uns Gott” fasste Andreas Martz, Priester in der Neuapostolischen Kirche und als Vertreter der Geraer Orts-ACK anwesend, den Tag wie folgt zusammen:

  • Überall macht Gott mit der Taufe etwas mit den Menschen.
  • Wir haben viel  erfahren und sprechen niemandem etwas ab.
  • Einer sollte immer den Anderen achten.

Die zahlreichen Lieder begleitete Harald Oberthür aus der neuapostolischen Gemeinde in  Erfurt an der Orgel oder dem Klavier.